GLC Expo Shanghai:Interview mit Peter Lingner

Jun 16, 2019

Presse

Welche Leasingmodelle sind die Gängigsten und wie funktionieren sie?

Historisch gesehen ist der Mietkauf, also der Kauf auf Raten, am geläufigsten. In den letzten Jahren treten aber vermehrt auch nutzungsbasierte Modelle auf, allen voran der klassische Leasingvertrag. Aber auch Modelle, die der Miete ähneln wie etwa das Fair Market Value Leasing oder das Operating Leasing, werden zunehmend eingesetzt.

Gibt es Unterschiede zwischen großen und kleinen Maschinen, abgesehen von den Kaufpreisen,  bezogen auf das Leasinggeschäft (jeweils angepasste Modelle)?

Ja und nein. Da kleinere Maschinen zumeist bei kleineren Unternehmen mit bescheideneren Aufträgen zum Einsatz kommen, sind die Probleme grundsätzlich ähnlich wie bei großen Maschinen. Aber: Wenn umfangreichere Pakete der gleichen oder ähnlicher Maschinen gekauft werden und die Unternehmen ihre Bilanz nicht belasten wollen, gibt es schon ein paar Unterschiede. Im Wesentlichen differenzieren sich die Finanzierungsmodelle nach der Saisonalität der Auslastung und der Herangehensweise der Bilanzierung sowie dem Wunsch, Kosten gegen Einkünfte zu stellen.

Wo kommen wir her (wie hat sich der Markt entwickelt) in diesem Geschäftsbereich, was ist der aktuelle Stand und wo geht die Reise hin?

Vor 30 Jahren gab es noch 60 Prozent Darlehen und 40 Prozent Kauf. Vor 15 Jahren hat sich der Markt zu 40 Prozent Mietkauf, 20 Prozent Darlehen, 20 Prozent Leasing und 20 Prozent Kauf entwickelt. Heute hingegen gibt es 40 Prozent Leasing, 40 Prozent Mietkauf – je nach Sparte etwas höher – und nur jeweils zehn Prozent Darlehen und Kauf. In rund zehn Jahren wird prognostiziert, dass in bis zu 70 bis 80 Prozent Leasing, in 10 bis 20 Prozent Mietkauf und unwesentlich oft das Kaufmodell zum Zuge kommen. Generell kann also festgestellt werden, dass sich der Markt von einem Kaufmarkt hin zu einem Markt bewegt, in dem Aufwand ratierlich gegen die Einnahmen gebucht wird, um liquiditäts- und bilanzschonend in neue Technologien investieren zu können. Ein weiterer Bereich, der immer wichtiger wird: reine Nutzungsmodelle, also das Bezahlen pro Stunde der Maschinennutzung.

Von welchen Zahlen reden wir aktuell? (Wie groß ist das Segment Leasing in Deutschland, Europa vielleicht auch international?)

Die Zahlen des BDL (Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen) sind frei zugänglich, allerdings macht keine Gesellschaft Branchen-Splits bei der Umsatzmeldung. Daher gibt es auch keine verlässlichen Marktanteilszahlen. Auch gibt es keine glaubwürdigen Zahlen dazu, wie viele Maschinen in der Baubranche verkauft wurden, denn Hersteller melden dies nicht. Als Annahme können diverse Hersteller genommen und deren Umsätze interpoliert werden. Damit würde ein Umsatz aus dem Verkauf von Baumaschinen von circa zehn Milliarden Euro entstehen – je nachdem, welche Zahlen hierbei einbezogen werden. Das Segment Leasing ist sehr groß, aber auch da werden PKW-Leasing-Unternehmen einbezogen, sodass hier nicht auf die Baubranche geschlossen werden kann. Insgesamt beträgt der Wert aber über 100 Milliarden Euro.

Vor- und Nachteile des Leasings im Vergleich zum Kauf und Mietkauf?

Ein Vorteil des Leasings besteht darin, dass es eine Nutzungs- und Kostenkontrolle gibt. Nachteil: Eine Nutzung über die gewöhnliche Nutzungsdauer hinaus bleibt aus und somit entfällt jeglicher Kostenvorteil. Beispiel: Der Kunde kauft einen Bagger und nutzt diesen mehr als zehn Jahre mit 250 bis 300 Stunden im Jahr und möchte diesen nach der Abschreibung noch weiter nutzen. Das bedeutet, dass der Aufwand in den ersten Jahren bis zur Abschreibung relativ hoch ist, aber danach eine gute Ertragslage herrscht. Es stellt sich jedoch die Frage, wie nach zehn Jahren berechnet werden kann, ob der Bagger über die Zeit mehr Ertrag oder Kosten verursacht hat. Beides hat also Vor-und Nachteile.

Für wen lohnt es sich kundenseitig überhaupt (Betriebsgröße, Maschinenanzahl- oder größe)?

Für alle, die eine Aufwands-/Ertragsübersicht haben wollen und eine kalkulierbare Größe für die Zukunft benötigen.

Bedarf es besonderer Voraussetzungen von Seiten eines Händlers oder Herstellers?

Händler oder Hersteller sollten vorsteuerabzugsberechtigt sein.

Peter Lingner

Head of Regional Sales West - BeNeLux / DACH

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